Das CAM in Corona-Zeiten
2020 · Entwicklung
Das Jahr 2020 bereitete durch die Corona-Pandemie zahlreiche Probleme und machte es unmöglich, nach Tansania zu reisen. Umso dankbarer waren wir für die Berichte und Fotos, mit denen uns Father Peter auf dem Laufenden hielt. Seit Beginn der Corona-Krise ruhten alle Bauarbeiten, damit keine externen Handwerker auf das Gelände kommen mussten. Im Juni lebten nur sechs junge Männer im CAM, von denen außer Father Peter nur einer das Gelände mit strengen Infektionsschutz-Maßnahmen verließ, um Besorgungen und Einkäufe zu erledigen.
Außer den Problemen der Corona-Krise wurden die Tansanier von starken Regenfällen geplagt. Obwohl die normale Regenzeit in den Monaten März und April ist, regnete es im Juni immer noch sehr viel und bis Anfang Mai gab es schwere Überschwemmungen. Auch die Straßen zum CAM und Teile des Farmgeländes wurden überflutet. Father Peter war von diesem Problem besonders betroffen: Trotz einer Knieverletzung konnte er wegen der durch den anhaltenden Regen unbefahrbaren Straßen nicht zu einem Krankenhaus gelangen.
Im Sommer konnte er dann endlich ein Krankenhaus besuchen und mit einer MRT-Untersuchung wurde festgestellt, dass es sich bei seiner Knie-Verletzung um eine Bänderverletzung handelte, die mit Medikamenten und einer Knieschiene behandelt werden konnte.
Die jungen Männer im CAM kümmerten sich um die Landwirtschaft und die Tiere und waren kreativ, indem sie kleine Arbeiten erledigten: In den bisher eingerichteten Werkstätten wurde Material für zukünftige Bauprojekte (runde Holzformen und Metallstrukturen für Beton-Säulen) vorbereitet, Ziegelsteine hergestellt, sowie Fahrzeuge und Maschinen repariert.
In der Zwischenzeit konnte leider die Photovoltaik-Anlage nicht fertiggestellt werden. Im Spätherbst und Frühwinter 2019 wurden die Arbeiten aufgrund der durch den globalen Klimawandel verursachten Unwetter stark verlangsamt: Schreckliche Überschwemmungen gefährdeten ganz Tansania und insbesondere das Gebiet um Dar Es Salaam über Wochen hinweg dramatisch: Straßen waren blockiert, Wohngebiete wurden überflutet, Brücken stürzten ein und das Unwetter forderte viele Opfer.
Nachdem das Schiff, das die Batterien transportierte, endlich den Hafen von Dar Es Salaam erreicht hatte, dauerte es Wochen, bis die Behörden sie freigaben; danach war es wegen der Überschwemmungen mehrere Tage lang unmöglich, den Hafen von Dar Es Salaam mit Kraftfahrzeugen zu erreichen. Als die Batterien endlich das CAM erreichten, waren es nicht die für die PV-Anlage bestellten. Nach einem langwierigen Verfahren, den Kaufvertrag zu stornieren und die Zahlung zurückzuholen, gab es die neue Herausforderung, einen zuverlässigen Lieferanten zu finden, der die spezielle Art von benötigten Batterien liefert.
Die neuen Batterien erreichten schließlich im Januar 2020 den Hafen von Dar Es Salaam und Father Peter verhandelte mühsam über ihre Freigabe durch die Zollbehörden. Obwohl er sehr darum gekämpft hatte, sie aus dem Zoll zu bekommen, musste er schließlich aufgeben, denn die Firma, die bis dahin die Photovoltaik-Anlage gebaut hatte, ging in Konkurs. Für Father Peter gab es nun das Problem, einen anderen Lieferanten suchen zu müssen. Als er schließlich einen Händler gefunden zu haben glaubte, musste er feststellen, dass dieser betrügerische Absichten hegte. Somit setzt er weiterhin seine Bemühungen fort, einen Lieferanten für geeignete Batterien zu finden.
Das Gebäude für die Unterbringung der Batterien war fertiggestellt und zum Schutz gegen Diebstahl wurde eine Beleuchtung der PV-Anlage installiert, denn zusätzlich zu den Unwettern und der Corona-Krise gab es weiteres Unglück: Alle Hunde im CAM waren innerhalb kurzer Zeit an einer Hunde-Seuche gestorben. Die Aflatoxinvergiftung der Hunde, die in ganz Tansania grassierte, war vermutlich eine Folge der starken Regenfälle und des stehenden Wassers. Insgesamt starben 13 Hunde, die für die Bewachung des CAM-Geländes wichtig waren. Inzwischen hatte Father Peter eine größere Zahl Welpen und eine trächtige Hündin erworben, sodass wieder eine „Wachmannschaft“ aufgebaut werden konnte. Alle neuen Hunde sind gegen Aflatoxinvergiftung geimpft.
Als weiteres Problem zeigte sich im Spätsommer, dass die Wasserförderung des Brunnes stark zurückging. Bisher kam reichlich Wasser durch eigenen Druck aus dem 200 Meter tiefen Bohrloch. Offenbar wurde durch eine andere Tiefenbohrung in unmittelbarer Nachbarschaft dieselbe Quelle angezapft. Dadurch reichte das Wasser für den Gartenbau nicht mehr aus. Dieses Nachlassen der Ergiebigkeit musste durch Installation einer Pumpe ausgeglichen werden.Im Oktober konnte Father Peter berichten: „Wir sind sehr zufrieden mit der Installation der Pumpe! Wir haben eine gute Lösung gefunden, unser Wasser zurückzuholen, und haben wieder einen zufriedenstellenden Druck. Wir brauchen nun eine permanente Stromquelle, um die Grundwasserpumpe zu betreiben.“
In der Zwischenzeit hatten alle bisherigen Mitarbeiter das CAM verlassen, um andere Möglichkeiten für sich zu suchen. Vorübergehend lebten mit Father Peter im CAM nur noch der Bauleiter Boniface und zwei Köchinnen. Um die Versorgung des Viehs zu gewährleisten, stellt er einen erfahrenen Mann ein, nachdem der Vorgänger über Nacht heimlich das CAM verlassen hatte. Father Peter beklagte: „Es ist nicht leicht, hier zuverlässige Arbeitskräfte zu finden: Die meisten Menschen versuchen nur, mit wenig Arbeit so viel Geld wie möglich zu verdienen und verschwinden dann wieder; sie kommen einfach nicht auf die Idee, dass wir gemeinsam etwas schaffen und dass sie, wenn sie sich engagieren, eine Arbeit fürs Leben und sogar eine Wohnung für sich und ihre Familien haben werden!“
Im Herbst kamen dann zunächst drei neue Mitarbeiter hinzu, die sich mit der Herstellung von Fenstergittern und Werkstatttoren beschäftigen.
In das Fischbecken waren im Frühjahr junge Fische eingesetzt worden, die sich gut entwickelten, es gab junge Ferkel und Nachwuchs bei den Kaninchen und Ziegen.
Das CAM produzierte nach den Regenfällen viel gutes Obst und Gemüse und auch die Fischfarm war ertragreich, aber es gab in der Corona-Krise zunächst keinen Markt für die Produkte. Father Peter wollte seine Mitarbeiter wegen der Ansteckungsgefahr nicht zum Verkauf auf den Markt schicken und außerdem gab es kaum Kunden. Selbst die Milch der Kühe blieb unverkauft.
Inzwischen war wieder eine CAM-Gemeinschaft aus 13 Personen entstanden, darunter 5 Frauen. Die Farm produzierte gute Ernten, allerdings war die Nachfrage immer noch sehr gering. Besonders die Paprika- und die Tomaten-Ernte waren sehr ertragreich. Deshalb war man dazu übergegangen, einen Teil der Ernte zu konservieren. So wurden z.B. die Tomaten in Gläser eingekocht. Es ist ein aufwendiger Prozess, aber Father Peter hoffte, dadurch ein kleines Einkommen zum Überleben der Gemeinschaft sichern zu können.